"Das war im vorigen Jahrhundert"
Der rasende Steinmetzmeister Erich Brandauer will sich auch mit bald 40 Jahren nicht auf den Lorbeeren vergangener Tage ausruhen. 12 Trial-Staatsmeistertitel sind allerdings ein guter Polster für's Ego. Brandauer will die kommende Saison daher unter das Motto "Genuß mit Anspruch" stellen. Im IG-Gatsch-Interview wirft er einen Blick zurück auf die Saison 2009 und skizziert seine Pläne für's kommende Jahr.

IG-Gatsch: Erich, Du hast in der Saison 2009 die ACC, den Bachner-Cup, den Erzberg, die Romaniacs und noch einige andere Rennen bestritten. Was ist im Rückblick Dein persönliches Highlight gewesen?

Erich Brandauer:  Am meisten Freude habe ich eigentlich mit dem "Rock Race" in Roppen ganz am Anfang der Saison. Da bin ich nach einer Kollision zwar "nur" Zweiter geworden. Ich bin aber extrem zufrieden, weil ich jede Runde mehr auf Rudi Pöschl gutgemacht habe und ihn von den Rundenzeiten her ständig unter Druck gesetzt habe. Und da bin ich schon sehr zufrieden. Auch mit der Akrapovic-Trophy in Labin bin ich sehr zufrieden. Denn da war ich das erste Mal auf meiner neuen Husaberg unterwegs und das hat gleich super hingehaut.

IG-Gatsch: Naja, aber Dein Erzberg und die Romaniacs waren ja auch nicht schlecht….

Erich Brandauer: Ja, die waren nicht schlecht. Es hätte aber besser gehen können. Ich habe bei beiden einige Fehler gemacht und ein bisschen getrödelt, sonst wär' noch mehr drin gewesen. Am Erzberg haben alle gesagt: "Pass auf, das wird oben total arg." Und da hab' ich mich zurückgehalten und gewartet, aber es ist nix Arges gekommen. Da hätte ich noch mehr Gas geben können.
Rumänien war super! Aber auch da hätte ich auf den schnellen Stücken einfach noch schneller fahren müssen. Rumänien war trotzdem ein Traum! Die Unterstützung von Husaberg und KTM war einfach perfekt. Und mit dem Ergebnis (Platz 8/bester Österreicher) kann ich voll zufrieden sein.

Brandauer am Erzberg: "Nicht schlecht. Aber ein bisschen getrödelt."

IG-Gatsch: Du bist das alles mit der 570er-Husaberg gefahren. Ist die für diese schwierigen Rennen nicht ein bisschen schwer?

Erich Brandauer: Ehrlich gesagt ist die 570er sicher nicht perfekt für diese Sachen. Aber sie liegt mir einfach am besten. Sie passt zu meinem Stil. Ich bin total zufrieden.

IG-Gatsch: Auf welchem Eisen sitzt Du im nächsten Jahr?

Erich Brandauer: Das kann ich noch überhaupt nicht sagen. Ich will im Winter auch mal einen 2Takter ausprobieren. Was ich dann nächstes Jahr fahre, das steht in den Sternen. Das hängt auch sehr vom Gesamtpaket ab.

IG-Gatsch: Welche Rennen und Events willst Du Dir 2010 vornehmen?

Erich Brandauer: Ich werde eher die Extrem-Enduros fahren. Sicher werde ich auch in der ACC starten – aber eigentlich mehr als Training. Wobei: wenn ich dann einmal im Rennen bin, will ich mich so gut wie möglich plazieren. Aber voll konzentrieren will ich mich auf die Rennen, die's bei der geplanten Hard-Enduro-WM geben soll. Also "Hell's Gate", "Erzberg", "Romaniacs" und solche Sachen. Wenn alles klappt, dann will ich zumindest die europäischen Bewerbe fahren, die es bei dieser WM geben soll.

Brandauer bei der Romaniacs (links Johann Leitner): "Rumänien war ein Traum."

IG-Gatsch: Wir werden ich also auch wieder bei der "Romaniacs" sehen. Sollte die Hard-Enduro-WM so kommen, wie es derzeit kolportiert wird, dann könnte ja auch die "Roof of Africa" ganz auf Deiner Wellenlänge liegen.

Erich Brandauer: Ja sicher. Aber offen und ehrlich gesagt, das ist auch eine Geldfrage. Die ganze WM kann ich alleine nicht finanzieren. Und ich muss mich ja auch um meine Firma kümmern.

IG-Gatsch: Du hast in Deinem Steinmetzbetrieb ja einen Angestellten – und der fährt auch begeistert Offroad. Hast Du nicht Angst, dass plötzlich einmal ihr beide verletzt ausfallt und die Steine bleiben liegen?

Erich Brandauer: (lacht) Darüber reden wir oft. Und die Angst habe ich auch. Das wär' ganz schlecht. Darum schaue ich auch, dass ich eher die technischen Bewerbe fahre und nicht so sehr die ganz schnellen Sachen. Denn ich muss ja wirklich drauf schauen, dass ich am Montag nach dem Rennen wieder im Betrieb stehen kann.

Brandauer mit IG-Gatsch-Frontmann DerWetz: nächstes Jahr vielleicht in der WM.

IG-Gatsch: Du bist 12-facher Trial-Staatsmeister. Das ist ja eine Trophäensammlung, auf der man sich auch zufrieden ausruhen kann. Was motiviert Dich, immer noch ein Jahr dranzuhängen?

Erich Brandauer: Das Trial war ja im vorigen Jahrhundert! (lacht) Es macht mir einfach Spaß. Und solange das so ist, solange werde ich Bewerbe fahren. Und mein Ziel ist immer, der beste Österreicher zu sein und – wie heuer – der beste Husaberg-Fahrer. Und das ist mir heuer ja am Erzberg und in Rumänien und auch in der ACC gut gelungen. (interview: c. panny)

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