Marc Coma: "Die Wüste verzeiht keine Dummheiten."
Der dreifache Dakar-Sieger und frisch gebackene Cross Country Rally Weltmeister hat seinen Vertrag mit KTM vorzeitig verlängert. Zunächst bis zum Jahr 2014. Bei dieser Gelegenheit hatte die IG-Gatsch die Gelegenheit, den Spanier zum Interview zu bitten. Marc Coma spricht über die Wüste, das Risiko und seine Freizeit abseits der Rally-Etappen.

IG-Gatsch: Marc Coma, du hast den Sack vorzeitig zu gemacht: herzliche Gratulation zum Titel des Cross Country Rally Weltmeisters! Diesen Titel hast du ja auf den recht steinigen und felsigen Etappen der Sardinien-Rally fixiert. Welchen Untergrund hast du lieber? Derart steinige Strecken wie zum Beispiel in Sardinien? Oder muss es Sand sein, wie zum Beispiel in Dubai?

Marc Coma: Ich bevorzuge die Wüste! Mir ist eigentlich egal, ob es steinig und felsig ist, oder ob es hohe Dünen sind wie in Dubai. Hauptsache, es ist die Wüste. Eine große, offene Wüste! Da fühle ich mich am wohlsten!

IG-Gatsch: Für viele Menschen ist die Wüste schlicht unwirtlich und gefährlich. Nicht zuletzt, weil die Orientierung bisweilen ein Kunststück ist, wenn man kaum Anhaltspunkte hat. Also liebst Du das am meisten, was viele am meisten fürchten…?

Marc Coma: In der Wüste gibt es keine halben Sachen. Man kann die Wüste nicht bloß "ein bisschen mögen". Oder "ein wenig nicht mögen". Man liebt die Wüste oder man hasst sie. Wenn man das erste Mal dort ist, merkt man ganz schnell, ob man hier am falschen Platz ist. Bei der Orientierung bekommt man mit den Jahren immer mehr Erfahrung. Wenn man einmal mit den Instrumenten vertraut ist, so wird man bei der Navigation recht rasch immer sicherer.

"Der Untergrund ist egal. Hauptsache eine große, offene Wüste…"

IG-Gatsch: Bei einer Rally bist Du mit 140 km/h und manchmal auch mehr unterwegs. Durch Terrain, in dem es viele versteckte Hindernisse und Fallen gibt. Manche sieht man spät, manche zu spät, manche gar nicht. Wie behält man bei diesem Tempo die Kontrolle über das, was das Bike tut?

Marc Coma: Die richige Dosierung, das ist der schwierige Part an unserem Sport. Das Tempo ist zweifellos hoch. Und wir haben ja keine Gelegenheit, die Etappe in einem Trainingslauf kennenzulernen. Also muss man die Augen wirklich immer offen halten, um möglichst alles zu sehen und zu bemerken. Wenn man bei diesem Tempo stürzt, so kann das bekanntlich fatale Folgen haben. Man braucht auch viel Erfahrung und Klarheit über die eigenen Fähigkeiten, um zu wissen, wo man absolute Topspeed gehen kann.

IG-Gatsch: Wie trainierst du für solche Sachen?

Marc Coma: Das beste Training ist, ein Rennen zu fahren. Wenn man in einer Rally ist, so hat man ein Roadbook und weiß, dass es Sicherheitsmaßnahmen und Helicpoter gibt. Eine Rally ist eigentlich der beste Weg, um Rallyfahren zu trainieren. Ich trainiere hin und wieder auch auf eigene Regie in Marokko. Da bin ich aber immer weit weg vom Maximum. Wenn man auf eigene Faust in die Wüste geht und es passiert etwas, so kann das riesige Probleme geben, zum Beispiel wenn man verletzt ist und geborgen werden muss. Wenn man also alleine trainiert, sollte man nie das Hirn ausschalten. Die Wüste verzeiht keine Dummheiten.

IG-Gatsch: Was machst du, wenn du keine Rennen fährst oder trainierst? Was machst Du, wenn Du frei hast?

Marc Coma: Ich lebe in einem kleinen Ort in Katalonien mit nur etwa 2000 Einwohnern. Ich bin hier gerne in den Bergen unterwegs, klettere auch ein bisschen. Zu Hause heißt für mich aber vor allem Entspannen und die Zeit mit meiner Familie verbringen.

IG-Gatsch: Sind Motoräder und Rennen ein großes Thema, wenn du zu Hause bist? Sprichst du mit deinen Freunden zu Hause über's Biken?

Marc Coma: Nein! Ich verbringe natürlich viel Zeit in der Bike-Welt und habe hier auch viele Freunde. Aber mit meinen Freunden zu Hause spreche ich eigentlich nie über's Motorradfahren. Wir reden über Politik oder was im Kino läuft. Ganz alltägliche Dinge. Kaum über Bikes.

IG-Gatsch: Kannst du dir vorstellen, gelegentlich Ausflüge in die Xtreme-Szene zu machen? Die "Red Bull Romaniacs" feiert nächstes Jahr ihr zehntes Jubiläum…

Marc Coma: Ja, das würde ich gerne einmal. Allerdings nur zum Spaß, vielleicht zusammen mit Freunden. Ohne den Anspruch, auf's Podium zu fahren. Denn man muss ganz klar sagen, dass diese Xtreme-Rennen immer technischer und aussergewöhnlicher werden. Die Xtreme-Piloten sind absolute Spezialisten auf ihrem Gebiet. Für diese Art von Rennen muss man speziell trainieren. Mein Training zielt absolut nicht auf derartige Rennen ab. Ich wollte trotzdem schon mal die "Romaniacs" fahren – es ist sich aber nicht ausgegangen. Heuer habe ich mir aber die Baja California angesehen. Und ich werde nächstes Jahr sicher auch versuchen, die eine oder andere neue Erfahrung zu machen.

Vertragsverlängerung in Mattighofen: (v.l.) Heinz Kinigadner, Marc Coma und sein Betreuer Jordi Arilla. Vorne KTM-Sportchef Pit Beirer.

IG-Gatsch: Du hast deinen Vertrag mit KTM nun vorzeitig verlängert. Was macht KTM für dich so speziell?

Marc Coma: Für mich ist wichtig, dass 'Racing' bei KTM zur Firmenphilosophie gehört. Wir arbeiten seit mehr als zehn Jahren zusammen. Das ist mehr als ein Team. Das ist wie eine zweite Familie für mich. Wir haben nach wie vor die gleichen Ziele! Ich bin froh, dass die Zusammenarbeit weiter geht.

IG-Gatsch: Welches Bike fährst du nur so "just for fun", wenn du die Rally-Maschine abstellst?

Marc Coma: Ich habe eine Supermoto. Wenn ich ein Wochenende frei habe, dann fahre ich ab und zu zusammen mit meinem Vater in unserer Gegend. Ich habe auch ein Motocross-Bike. Das mache ich auch gerne. Das ist ja auch ein gutes Training für mich. Aber nur so zum Spaß: da ist mir die Supermoto am liebsten. (interview: c. panny, hubert IV lafer)

IG.G-STORY: Unterschrifts-Reif – die Eiltmeldung zur Vertragsverlängerung

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