Harry Neumayr: "…jeden Tag Vorfreude auf den nächsten Tag!"
"Die 'Romaniacs' ist das geilste Rennen, das ich je erlebt habe!" Die Eindrücke sind nach wie vor präsent und stark. Harry Neumayr ist 2012 der einzige Österreicher in der Pro-Klasse der 'Red Bull Romaniacs' gewesen. Sein Hauptziel hat Neumayr erreicht: er ist RBR-Finisher! Astrein am Papier und laut Reglement. Doch die letzten Meter ins Ziel ist Harry Neumayr nicht am Bike gefahren – ein Motorschaden hat ihn kurz vor dem Ende zum Fußgänger degradiert. Das ist aber auch gut: denn Harry Neumayr hat noch eine Rechnung offen mit Sibiu. Er wird die RBR wohl wieder in Angriff nehmen…. Die IG.G hat in Harry Neumayr's Romaniacs-Tagebuch geblättert.

Prologue, 13. Juni 2012:
"Den Prologue bin ich nur einmal gemütlich durchgefahren. Weil das 'echte Rennen' für mich erst mit dem ersten Offroad-Tag angefangen hat. Mein einziges Ziel war, mich und mein Moped durchzubringen, ohne irgendwas zu schrotten. Hat funktioniert!"

Harry Neumayr war 2012 der einzige rot-weiß-rote Pro-Starter bei der 'Romaniacs'.

Offroad-Tag 1, 14. Juni 2012:
"Am Anafnag hab' ich mich nur verfahren! Da war ich aber nicht der Einzige 🙂 Ich musste mich erst an die Abstände der Markierungen und ans Navigieren gewöhnen. Nach etwa einer Stunde habe ich das dann im Griff gehabt. Dadurch bin ich sicherer und schneller geworden. Natürlich gibt es immer wieder kleinere Ausrutscher: gleich im ersten Bachbett bergab. Das war eigentlich gar nicht schwierig, aber ich hab' mich hier brettlbreit ins Wasser g'schmissen. Komplett! 'Fängt ja geil an' hab ich mir gedacht. Aber das Moped hat kein Wasser gezogen und bis zum Service Point ist es dann auch durch schnelleres, felsiges Gelände gegangen. Da bin ich dann mit Darryl Curtis unterwegs gewesen. Wir haben uns immer wieder gegenseitig überholt.
Nach dem Service Point stand der 'Quad Trail' am Programm der Pro-Rider. Da ist mir das erste Mal so richtig warm geworden. Danach kam die 'Black Mamba' – das Highlight des ersten Tages: ein Bachbett, 3 Kilometer bergauf. Lang, dreckig, voll mit Ästen und Laub. Da war ich dann mal kurz so richtig im Arsch und musste meinen Freund und Traingspartner Philipp Scholz ziehen lassen. Danach ist es eigentlich recht easy und zügig ins Ziel gegangen."

Harry Neumayr kämpft sich durch den 'Appetizer' – das Highlight des zweiten Offrod Tages.

Offroad-Tag 2, 15. Juni 2012
"Es ging richtig früh los. Gleich direkt hin zum Höhepunkt des Tages: der 'Appetizer'. Ein laaaanges, steiniges Bachbett. Drei Kilometer bergauf. Voll mit Baumstämmen und Steinstapeln. Da sie uns schon beim Briefing am Vorabend sowas prophezeit haben, habe ich mir extra Wasser und genühend Gels eingepackt. Bis zum 'Appetizer' war ich wieder mit Darryl Curtis unterwegs. Aber Darryl ist mir im 'Appetizer' davongezogen. Mir ist in dem Stück wieder extram warm geworden. Aber es hat schon gepasst. Später habe ich mich mit Scott Bouverie zusammengetan. Auch, weil ich unterwegs irgendwo mein GPS angepflanzt hatte. Ich bin dann auf das kleine Foretrex 301 umgestiegen. Da hätte ich bei jedem Tankpunkt tippen müssen, um den Track zu wechseln. Die Zeit habe ich mir aber gespart. Ich bin mit Scott zusammen dann richtig schnell unterwegs gewesen. Wir haben uns gegenseitig so richtig gepusht. Und wenn ich mich auf irgendeinem Berggipfel ohne GPS nicht mehr ausgekannt habe, hat er mir die Richtung gedeutet und weiter ging's! Hat mir sehr gut gefallen. Bei alledem habe ich gar nicht bemerkt, dass mir meine Gürteltasche runtergefallen ist. Zum Glück hat sie jemand gefunden und ins Ziel gebracht. Bis auf das verschmissene GPS ist das ein extrem geiler Tag gewesen!"

Mit "extra Wasser und genühend Gels" den Gebirgsbach bergauf.

Offroad-Tag 3, 16. Juni 2012
"Mir hat ALLES weh getan! Schwere Augen. Und das Sitzen am Bike war auch kein Spaß mehr. Fast ein Glück, dass es gleich nach dem Start ins schweißtreibende Gemüse gegangen ist – da geht's dann gleich viel besser! Die Berge rauf und runter. Wald, Wiesen, steinige Hänge. Und es war genial, um 7.00 Uhr früh ganz oben auf dem Berg zu stehen. Mit blauem Himmel und Sonnenaufgang. Der Hammer! Danach ist es dann im 6. Gang flatout über den 'Highway A8' gegangen! Ein breiter Höhenweg, 20 Kilometer lang 🙂 saugeil!
Später aber habe ich brutal kämpfen müssen. Im Wald hat mich das Licht-Schatten-Spiel derart verwirrt, dass ich das Moped steil runtergeschmissen hab'. Ich habe 20 Minuten gebraucht, um das Moped wieder rauf zu bringen. In dieser Zeit habe ich mein ganzes Wasser, alle meine Gels und im Grund auch all' meine Kraftreserven verbraucht. Oben war ich echt froh, Scott Bouverie wieder zu treffen. Der war auch ein bissl angeschlagen und hat mich mit gezogen. Bei einem Tankpunkt konnte ich dann auch wieder frisches Wasser bekommen. Ich bin dann mit toten Armen und koplett leer im Ziel angekommen. Im Nachhinein war es aber trotzdem ein guter Tag: weil ich war wirklich fertig und ich habe trotzdem nie aufgegeben!"

Harry Neumayr: "Ich würde es wieder machen!" Zunächst aber geht's zum 'Sea to Sky'.

Offroad-Tag 4, 17. Juni 2012
"Der war nicht lang. Leider! Zuerst ist es noch super durch einen Wald mit viel Laub und Ästen gegangen. Hier hab' ich noch Darryl überholt. Und dann kam die erste Pro-Auffahrt des Tages – meine letzte: Ein kleines Tal mit Ästen und Baumstämmen. Und eine Stelle war so dicht zugewachsen und voll Wasser, dass man nur noch den Hahn voll offen gehalten hat und irgendwie versucht hat, sich da durch zu füßeln. Und hier hat ein Ast offenbar meinen rechten Kühler so eingedrückt, dass es den Schlauch von der Wasserpumpe gezogen hat. Ich habe das ganze Wasser verloren, ohne es gleich zu bemerken. Erst oben, als ich wieder festen Boden unter den Rädern hatte. Da habe ich den Leistungsverlust sofort bemerkt. Ich habe dann noch versucht, das Bike zu flicken. Aber es ging nichts mehr! Ein scheiß Gefühl, wenn alle an dir vorbei ziehen. Viele haben zwar nachgefragt, ob sie helfen können. Leider war das sinnlos. Es war dann ziemlich bitter, den Steilhang am Schluss als Fußgänger zu erreichen. Schön war aber, dass mein Kumpel Philip Scholz derart gut gefinisht hat (Platz 11 von 26, Anm.)"

Fazit:
"Ich würde es wieder machen! Ich hatte jeden Abend eine riesige Vorfreude auf den nächsten Tag. Und auch während der Etappen habe ich mich meistens gefreut und hatte meistens ein Grinsen im Gesicht.
Ich will mich auch bei allen bedanken, die mir während der 'Romaniacs' geholfen haben. Das Ganze wäre ohne Eure Hilfe nie gegangen! Speziell vor den Vorhang mag ich 'DBS-System' stellen: die haben mich mit ihrem Tuning-System ausgestattet. Genauso bedanke ich mich bei den Veranstaltern und Helfern für dieses geile Erlebnis." (harry neumayr)

Nachtrag: Harry Neumayr steuert bereits die nächste Herausforderung an. Nächster Höhepunkt soll das "Red Bull Sea to Sky" im Oktober sein.

LINK zu allen IG.G-Stories und Videos von der 'Romaniacs 2012'

LINK: Red Bull Romaniacs

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