"Kurt Caselli hat alle überrascht!"
"Das Schwierigste ist der Schlafmangel", sagt Kurt Caselli: "Du stehst um 3.00 Uhr in der Früh auf und sitzt eine Stunde später am Bike. Gewöhnungsbedürftig sind auch die Verbindungsetappen. Die sind zwar nicht besonders anspruchsvoll, und dennoch ist es nicht leicht, die ganze Zeit über konzentriert zu bleiben." Der knapp 30jährige Amerikaner ist als Ersatzmann für Marc Coma praktisch unvorbereitet in seine erste 'Dakar' gestartet. Caselli hat gleich bei der Premiere das Ziel erreicht und zwei Etappensiege am Konto: "Ich hoffe sehr, dass ich wieder die Gelegenheit bekomme", sagt Caselli. Das scheint so gut wie sicher. KTM will den Amerikaner offenbar fix in das KTM-Rallye-Team integrieren.

Von der Notlösung zum Goldgriff: "Kurt Caselli war die Idee von Team Manager Alex Doringer", schildert KTM-Motorsport Direktor Heinz Kinigadner den Weg zur Entscheidungsfindung: "Als Marc Coma endgültig abgesagt hatte, wollten wir schnell Ersatz finden. Alex Dorninger hat sehr auf Kurt Caselli gesetzt. Es war die richtige Entscheidung." Am 20. Dezember – nur knapp zwei Wochen vor der 'Dakar'- hat Kurt Caselli den Anruf erhalten, das Cockpit des verletzten Marc Coma zu übernehmen: "Es ist irgendwie lustig: Bei der 'Baja 500' 2012 war ich an der Schulter verletzt. Ich habe Marc Coma angerufen und er ist an meiner Stelle gestartet. Jetzt hatte Marc eine Schulterverletzung und ich habe seinen Platz eingenommen."

Zwei Etappensiege als Erfolgsbilanz. Die Navigation als größte Herausforderung.

Marc Coma hat Kurt Caselli auch nach Kräften unterstützt: "Er ist da gewesen und hat mir sehr mit dem Roadbook geholfen. Marc hat mir gezeigt, einen Blick zu entwickeln, was man wie markiert und was man besonders hervorhebt", sagt Kurt Caselli im Interview mit Chilly White von enduro360.com: "Wenn man das Roadbook richtig liest, so kann es dein Leben retten. Wenn man es falsch macht, kann es dich ins Nirgendwo führen." Und so war die Navigation Casellis größtes Thema während der ersten Dakar-Etappen: "Man könnte es sich einfach machen und nur den Leuten folgen, die das Navigieren perfekt drauf haben. Aber ich wollte lernen, wie man es richtig macht und habe die Navigation bald selbst in die Hand genommen. Und da hatte ich doch einige Probleme." Diese Probleme sind offensichtlich geworden, nachdem Kurt Caselli die siebente Etappe gewonnen und daher bei der achten Etappe den ersten Startplatz inne hatte: "Es war ein großartiges Gefühl, die Etappe zu eröffnen. Aber ich habe einen Riesenfehler gemacht und drei Wegpunkte ausgelassen. Natürlich war ich sauer auf mich. Doch solche Erfahrungen muss man machen, wenn man dieses Rennen irgendwann gewinnen will. Es braucht sicherlich einige Jahre, ehe der Blick auf das Roadbook routiniert und sicher ist."

Heinz Kinigadner: "Kurt Caselli hat alle überrascht. Sicherlich die Entdeckung der 'Dakar 2013' "

KTM wird Kurt Caselli noch heuer einige Möglichkeiten geben, an seiner Rallye-Performance zu arbeiten, sagt Heinz Kinigadner: "Wir wollen ihm die Chance geben, zwei oder drei Rallyes mit uns zu fahren. Vor allem, um bei der Navigation und der Taktik weiter zu kommen." Kinigadner ist begeistert von der Performance des Baja- und Wüstenrennen-Spezialisten aus den USA: "Er erinnert mich ein wenig an mich selbst damals. Alleine sein Fahrstil, wie er am Bike herumgehupft ist, was für eine Freude er beim Fahren hat." Für Kinigadner hat Caselli mehr als das Maximum aus seinem allerersten Dakar-Einsatz geholt: "Er ist vorne weggefahren und hat auch den Tempomacher für Cyril Despres gespielt. Er hat die Navigation immer besser in Griff bekommen. Und das Wichtigste: er hat die 'Dakar' beendet. Das heißt, er fängt nächstes Jahr nicht bei Null an. Kurt ist sicherlich ein ernstzunehmender Kandidat auf eine Top-.Plazierung. Er wird eine Zukunft haben in unserem Rallye-Team!"

Kurz danach rasiert und wieder im Renneinsatz: Kurt Caselli beim AMA National Hare & Hound in Lucerne Valley.

Kurt Caselli wird die Worte des KTM-Motorsport-Direktors gerne hören: "Die 'Dakar' war eine unglaubliche Erfahrung. Das Größte ist, dass ich unverletzt geblieben bin und das Ziel erreicht habe. Ich hoffe sehr, das ich das wieder erleben kann und dass die 'Dakar' irgendwann fix auf meinem Rennkalender steht." (c. panny, chilly white)

INTERVIEW: Kurt Caselli auf enduro360.com (englisch)  

IG.G-STORY: "Cyril hat Marc vermisst" – Dakar im Hintergrund (23. Jänner 2013)

VIDEO: Kurt Caselli & Marc Coma während der 'Dakar 2013'

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