Eine Nacht lang wollte Matthias Walkner noch drüber schlafen, um dann die schwierige Entscheidung zu fällen, ob es Sinn mache, trotz der Handgelenksverletzung weiterzufahren. Die Entscheidung fiel noch vor Sonnenaufgang und sie fiel auf “Go!” Es hat sich ausgezahlt für Matthias Walkner.

Der Dakar-Sieger von 2018 liefert auf dieser fünften Etappe seine bislang stärkste Performance ab und fährt nach insgesamt 643 Kilometern auf den vierten Tagesrang. In der Gesamtwertung liegt Walkner nun auf dem elften Rang.

Der große Pechvogel am Donnerstag ist Walkners Teamkollege Daniel Sanders. Der Australier geht mit Magen-Darm-Problemen in die Wertungsprüfung, dazu kommt noch ein Navigationsfehler. Der GasGas-Pilot verliert 27 Minuten auf die schnellste Zeit und muss die Gesamtführung abgeben. Skyler Howes übernimmt die Spitze vor Kevin Benavides und Mason Klein.

Die Strecke der sechsten Etappe am Freitag führt die Piloten von Ha’il Richtung Südosten nach Al-Duwadimi. Mit insgesamt 876 Kilometer, wovon 467 Kilometer gewertet werden, wird das die längste Etappe der diesjährigen Dakar.

Matthias Walkner: “Gestern um dieselbe Zeit und auch vor dem Schlafengehen dachte ich mir noch, dass es das für mich jetzt war. Ich konnte mich aber über Nacht einigermaßen gut erholen und es sieht so aus, als hätte meine Verletzung gestern den ‘Höhepunkt’ erreicht. Heute war der erste Tag, an dem die Hand nicht schlimmer wurde. Die Schwellung ist etwas zurückgegangen und die Schmerzen bekomme ich mit Schmerzmittel halbwegs gut in Griff. Mein heutiges Ziel war, zu schauen, ob ich unter diesen Umständen mithalten kann. Nur um jeden Tag 10 – 15 Minuten zu verlieren, dafür fahre ich hier nicht mit. Ich konnte heute wieder an mein Maximum gehen, also werde ich auch weiterfahren. Es war bisher mein fahrerisch bester Tag bei dieser Dakar, aber ich bin komplett an meinem Limit und weiß nicht, wo ich diese sieben Minuten auf die beiden Honda-Fahrer verloren habe. Auch wenn ich nach dem Tankstopp etwas müde wurde und Zeit eingebüßt habe, im Ziel war ich etwas überrascht, dass es doch so viel war. Mein Gefühl war eindeutig besser als die Zeit. Das Tempo passt einfach noch nicht ganz. Ich werde für morgen nochmal an meinem Motorrad-Setup arbeiten und einiges umstellen bzw. verbessern.

Alles in allem war es ein extrem intensiver, anstrengender, aber auch richtig lässiger Tag und ich bin echt froh, dass sich meine Hand besser anfühlt und ich weiterfahren kann. Ich bin ziemlich dehydriert ins Ziel gekommen, hatte während der Fahrt auch immer wieder Doppelbilder, es war wirklich brutal heute. Man muss 370 Kilometer so dermaßen konzentriert sein, um ja nichts zu übersehen, bei 90 km/h, das bringt Körper und Geist an die absolute Grenze. Zum Glück hatte ich keinen Sturz, sondern nur zwei, drei brenzlige Momente.

Leider hat sich Sanders heute ziemlich verfahren und ist etwas angeschlagen, aber das zeigt eben auch, wie schnell sich alles wieder umdrehen kann. Es ist noch lange nicht vorbei und es wird sich garantiert noch viel tun bis ins Ziel.”

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